„Einen Wunschzettel an das Christkind haben wir früher auch schon geschrieben“ lächelt eine Bewohnerin, als ein entsprechender Zeitungsartikel vorgelesen wird, in dem Kinder berichten, was sie sich vom Christkind wünschen.
Frau M. berichtet weiter: „Als Älteste schrieb ich auch gleich die Wünsche meiner jüngeren Geschwister mit auf. Es war schon richtig aufregend, wenn wir den bemalten Zettel abends zwischen den Fensterrahmen klemmten und der am Morgen verschwunden war.
Das Christkind früher brachte größtenteils praktische Dinge. Ein neuer Pullover oder gar die reparierte und neu mit Selbstgestricktem von der Mutter ausgestattete Puppe waren für uns als Kriegskinder schon eine große Freude. Aber zu Weihnachten schrieb jeder von uns auch einen Herzenswunsch auf, an deren Erfüllung sonst im Jahr keinesfalls zu denken gewesen wäre.
An ein Jahr erinnere ich mich noch genau. Ich war so um die 13 Jahre alt und wünschte mir sehnlichst ein Regencape in schwarz-weißem Pepitamuster. Ich wünschte es mir so sehr und meine Neugier, ob ich es denn wohl bekäme war ebenso groß.
Mittlerweile wusste ich dass meine Eltern für die Geschenke vom Christkind sorgten und ahnte auch wo Mutter diese aufhob. Ein innerer Drang bohrte dann meinen Finger in das Einwickelpapier eines Päckchens, das so aussah, als ob es meinen Traum enthielt. Durch das kleine Löchlein entdeckte ich – Pepitamuster!! Mein Herz schlug freudig.
Als wir Heiligabend in das Weihnachtszimmer gingen, wusste ich, da liegt jetzt mein Regencape. Ich packte meine Geschenke aus, ein paar nützliche Dinge, aber kein Regencape. Ich verstand das nicht und meine Mutter sah mir die Enttäuschung an. Als sie fragte, ob denn das Christkind nicht das Richtige gebracht hätte, quetschte ich hervor: „Hat das Christkind mir denn kein Pepita-Regencape gebracht?“ Die Tränen konnte ich nur mühsam zurück halten. Da wurde meine letzte Hoffnung zerstört: „Nein“, entgegnete meine Mutter, „du hast geschnüffelt! Da hat das Christkind das Regencape wieder abgeholt!“
Ja, meine Mutter hatte es tatsächlich wieder eingetauscht gegen Dinge, die ihr in der bescheidenen Zeit nützlicher erschienen und aus meiner heutigen Sicht auch waren. Die Enttäuschung zu Weihnachten musste ich aber erst einmal verwinden! Die Gabentische heute sind zwar in vielen Familien überladen. Ich freue ich mich aber, dass es meinen Kindern und Enkeln leichter fällt als meinen Eltern damals, die Wünsche ihrer Kinder zu erfüllen.