Von geradezu historischen Karten ab 1914 bis hin zum Fernsehschrank, der als Schmuckstück mit technischem Innenleben vom Wohnzimmer der 60er Jahre den Blick in die Welt öffnete, reichte die Ausstellung im Seniorenheim Haus Maria Regina in Diestedde am „Cafesonntag“ unter dem Motto „Du da, im Radio – Schellack-Schätzchen und mehr“.
Die Bewohner des Hauses, ihre Angehörigen und viele Gäste nutzten die Gelegenheit, einen Streifzug durch die Entwicklung der Kommunikations- und Unterhaltungselektronik zu machen und gemütlich Kaffee und Torte zu genießen.
Für die bis ins Detail vom Haus Maria Regina mit viel Liebe gestaltete Präsentation stellte das Radio und Telefonmuseum „Verstärkeramt“ St. Vit viele Exponate zur Verfügung. Aber auch Angehörige der Bewohner trugen mit etlichen „Schätzchen“ aus dem Familienbesitz dazu bei.
Während die Älteren z. B. die Vermittlungsstation, die alten Telefone, Musik- und Fernsehgeräte vergangener Tage mit versonnenem Lächeln betrachteten, gerieten die Jüngeren angesichts der ihnen zur Verfügung stehenden modernen Technik nur noch ins Staunen. Die Begeisterung über die technischen Errungenschaften war früher aber nicht minder. Die Freude von damals ist heute noch spürbar, wenn die Senioren von ihrem ersten Grammophon und den wenigen auf Schellack-Platten gebrannten Schlagern erzählen.
Dirk Bollmohr, 2. Vorsitzender des Radio und Telefonmuseums „Verstärkeramt“, führte u. a. ein funktionierendes Reisegrammophon vor. So machen die damals modernen „Schellack-Schätzchen“ den jungen Burschen auch beim Picknick Freude. Er verstand es ausgezeichnet, die Gäste mit Wissenswertem und auch kleinen Anekdoten zu unterhalten.
Wie war das denn, als es in den Familien weder Telefon noch Radio gab? „da schrieb man Briefe“, so eine der Seniorinnen. „Wie habe ich mich jedes Mal gefreut, wenn ein Brief von daheim kam, als ich nach der Heirat in eine andere Stadt zog! Wie einen Schatz habe ich den Brief mit mir herum getragen und mehrfach gelesen.“
„Ach ja, so ein Telefon hatte ich auch, als ich damals in der Zentrale der Firma arbeitete“, erinnert sich eine andere Dame beim Anblick des wuchtigen schwarzen Apparates mit den Knöpfen für die Weiterverbindung.
Zu den einzelnen Ausstellungsstücken weiß niemand besser zu erzählen, als die Menschen der älteren Generation, die damit groß geworden sind und für die diese Gegenstände ein Teil ihres Lebens sind. Eine Besonderheit der Ausstellung im Seniorenheim Haus Maria Regina sind daher auch die vielen kleinen zu Papier gebrachten Geschichten der Bewohner.
Wie die Erinnerung eines Bewohners, der nach dem Krieg in den Westen geflüchtet war und sein Radio die ganze Zeit auf dem Rücken getragen hatte. Für die Antenne besorgte er sich dann einen langen Tannenstamm und erlebte eine Überraschung!
Eine Seniorin erzählt, dass sie für ihre Familie immer die Briefmarken zu
6 Pfennig kaufen musste. Unter einem „Tonmöbel“ können sich viele heute auch nichts mehr vorstellen – ein in den 50ern moderner Schrank mit eingebautem Radio und Schallplattenspieler!
Die passende Musik war natürlich Trumpf am Cafesonntag. Die Seniorenband aus Oelde sorgte mit vielen der alten Schlager für beste Stimmung.
Aus einigen Schlagern der 50er Jahre wählten die Besucher ihren Lieblingstitel. Bei mehr als 150 abgegebenen Stimmen gewann „Die Fischerin vom Bodensee“ von Friedel Hensch. Auf Platz zwei gelang Willy Schneiders „Man müsste nochmal zwanzig sein“ vor den „Caprifischern“ von Rudi Schuricke.
Die Ausstellung ist noch bis Ende November im Seniorenheim Haus Maria Regina zu besichtigen.