Haus Maria Regina unternimmt Zeitreise in die Schulzeit der 1940er Jahre
„Hier schau mal. Das ist ja ein Klassenfoto von mir. Wo haben die das denn her?“, Gertrud Marcher freut sich und ist ganz vertieft in die schwarz-weiße Entdeckung aus der Volksschulzeit. So wie die Diestedderin freuen sich an diesem besonderen Café-Sonntag noch viele weitere Besucher, die zum Verwöhn-Café ins Seniorenheim Haus Maria Regina gekommen sind.
Die rührige Erinnerung an die Schulzeit wieder aufleben zu lassen war in den letzten Wochen das große Ziel von Heimleiterin Ida Knecht und Anne Holthaus vom Betreuungsteam. Unzählige Stunden verbrachte die Betreuerin mit den Bewohnern und schrieb akribisch jede Erinnerung der Senioren an die eigene Schulzeit, an schöne und weniger schöne Schultage auf: „Einige Bewohner haben sogar selbst ihre Erlebnisse in Schönschrift zu Papier gebracht“, freute sich Anne Holthaus.
Das Ergebnis durfte am Sonntag zusammen mit vielen weiteren Exponaten bewundert werden. Zwischen Griffeln, Federhaltern und alte Landkarten wurden die Erinnerungen der Erlebnisse an die Zeit im Klassenzimmer wieder wach.
„Josefine, zeig die Tafel“
Josefa Jans kam aus Liesborn zu Besuch und hat auch nach 70 Jahren noch gute Erinnerungen an ihr erstes Schuljahr in der Dedinghausener Volksschule: „Bei meinem ersten Diktat sollten wir schreiben ‚Der Fuchs wohnt in der Höhle‘. Die Lehrerin sagte nur ‚Josefine, zeig die Tafel‘ und da stand ‚Der Fuchs wohnt in der Hölle‘“, schmunzelt die Liesbornerin. Weniger schön waren dann aber die Folgejahre. In der Kriegszeit verbrachten die Schülerinnen und Schüler die meiste Zeit im Keller.
Ihren Tornister mit Gebetsbuch, Poesiealbum und weiteren Kleinigkeiten, die die Schülerin durch die Schulzeit begleiteten, brachte Josefa Jans mit zur Ausstellung. Nur die Riemen vom Tornister überstanden die Schulzeit nicht: „Das wertvolle Leder des Schulterträgers wurde als Riemen für unsere Holzschuhe gebraucht“, erinnert sich Josefa Jans.
Schulstunde nachgestellt
Ein besonderer Höhepunkt war die Nachstellung einer Schulstunde aus den 1940er Jahren. Kulturwissenschaftlerin Ute Iserloh aus Dortmund kam mit strengem Haarknoten, um den Mitarbeitern und Heimbewohnern das Schreiben in Schönschrift und Wibbelt’s „Pöggsken“ beizubringen. Selbstverständlich gab es von Frau, pardon, Fräulein Lehrerin auch das ein oder andere Fleißkärtchen für gute Leistungen.
Mit dem Läuten der Schulglocke klang das besondere Verwöhn-Café bei Kuchen, Kaffee und Erinnerungen und Akkordeonmusik von Karl Ottensmann langsam aus. Wer die Gelegenheit verpasst hat, kann die Schulzeit-Ausstellung noch bis zum 16. Juni im Foyer des Seniorenheims besuchen. Benedikt Brüggenthies/Die Glocke